Reiner
lebt wie die meisten Hörbehinderten in zwei Welten:
in einer lautlosen Welt und in einer mit Lauten, die
für “normale“ Menschen selbstverständlich
sind. Für Hörende sind die akustischen Signale
der Umwelt wie Stimmen, Musik und Geräusche enorm
wichtig. Hörbehinderte dagegen können nur
visuelle Eindrücke wie Bilder, Farben, Mimik
und Gesten aufnehmen, bleiben aber von
der akustischen Welt aus-geschlossen. Für den
Hörbehinderten entsteht so eine überdurchschnittlich
bilderrei-che Welt. Den starken Drang, seine visuellen
Eindrücke immer wieder in Bildern aus-zudrücken,
gibt Reiner als Hauptmotiv für seine künstlerische
Arbeit an.
Vor
Jahren malte Reiner lediglich aus Spaß ein Bild.
Dabei entdeckte er eine Lieb-lingsbeschäftigung
aus seiner Kindheit wieder. Sein Interesse an
der Malerei wuchs und konzentrierte sich, angeregt
durch Comics, besonders auf POP-ART. Aus Neu-gier
versuchte er sich dann in Airbrush-Technik.
Sie bereitete ihm so viel Spaß, dass er sie
nicht nur auf der Leinwand, sondern auch auf
der menschlichen Haut an-wandte: BODY PAINTING.
Seine Art zu malen nannte er “VISUAL ART“,
weil er das, was er mit den Augen “hört“
und erlebt, künstlerisch umsetzt: “So wie
er sieht und sich fühlt, lebt er ständig
auf der Brücke, die die beiden Welten der Hörenden
und Gehörlosen miteinander verbindet.“
Seit
sich der Künstler 2003 ein eigenes
Atelier in Oberreifenberg/Taunus
aufgebaut hat, kommt er mit seiner künstlerischen
Arbeit zügig voran. Er schafft vorwiegend großformatige
Bilder, die niemals provozieren, weil sie einfach
schön und präsent sind.
Seinen
Zuschauern erklärt Reiner seine Kunst so: “Vielleicht
wundert Ihr Euch, dass auf meinen Bildern immer wieder
Augen abgebildet sind. Das liegt daran, dass wir Gehörlosen
gewissermaßen mit den Augen hören. Hören
und sprechen ist nicht unsere Welt. Wir nehmen unsere
Umwelt mit den Augen wahr.“
2001
arbeitete Reiner Mertz auch als Regisseur. Die Premiere
seines ersten Filmes “The last Deaf“ war
bei den Kulturtagen 2001 in München ein
großer Erfolg. Dieser Film gilt inzwischen unter
Gehörlosen als Kultfilm. Noch ist offen, ob Reiner
seine Energie und Kreativität zukünftig
stärker im Bereich des Films einsetzen wird.
Ein Dokumentarfilm aus der Serie “Menschen unter
uns“ des Filmverleihs Buteo, Frankfurt,
wurde 1991 unter dem Titel “Art Life –
Home Story Reiner Mertz“ in der Sendereihe “Sehen
statt Hören“ der meisten dritten Fernseh-Programme
ausge-strahlt (BR / HR / MDR / SWF / NDR).
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